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Workshop: Hip-Hop
In unserem ultimativen Hip-Hop-Worhshop
zeigen wir euch, wie Ihr in nur fünf Tagen vom kleinen, unscheinbaren
Schüler zum chart-stürmenden Rapper mutiert...
Tag 1: Style
Zuerst mal: um Rapper zu werden braucht ihr keinerlei Begabung oder gar
Gesangstalent. Das wäre eher hinderlich. Ihr müsst auch weder
tanzen, noch musizieren könne. Das einzige, was ihr braucht, ist
eine (un)gesunde Menge Arroganz und Neureichen-Geprotze.
Als erstes müsst euch rapper-typische Klamotten besorgen. Ihr geht
also zu einem Herrenausstatter eurer Wahl, hier kauft ihr ein:
- Einen schwarzen Nadelstreifenanzug im Al Capone-Style. (1000 €)
- Ein weißes Hemd. (60 €)
- Einen altmodischen Hut im Stil der dreißiger Jahre. (180 €)
Dann kauft ihr beim nächsten Juwelier die drei hässlichsten
und protzigsten Goldketten, die ihr im Laden finden könnt (1500 €).
Die hängt ihr euch dann alle um den Hals.
Jetzt ist es Zeit für einen Abstecher zur Daimler-Chrysler-Niederlassung.
Denn was wäre ein echter Rapper ohne die obligatorische S-Klasse?
Die nehmt ihr am besten in schwarz, natürlich mit allen Extras (ca.
120000 €). Achtet besonders darauf, dass ein Champagner-Kühler
installiert ist.
Falls ihr kein Geld für die S-Klasse habt, ist das überhaupt
nicht schlimm. Im Gegenteil. Denn wenn ihr den Luxus-Schlitten klaut,
verbessert das euren Ruf in der Hip-Hop-Szene beträchtlich.
Zum Style gehört aber nicht nur das Äußere, sondern auch
die Sprache. Besonders das richtige Vokabular ist für die Glaubwürdigkeit
eurer neuen Rapper-Identität unverzichtbar: daher solltet ihr alle
Adjektive außer krass, derb und fett aus eurem aktiven Wortschatz
verbannen.
Tag 2: Music
Nachdem eurer Style jetzt stimmt,
solltet ihr euch langsam Gedanken um die Musik machen. Keine Angst, das
ist überhaupt nicht schwer. Ihr besucht einfach mal wieder eure alte
Oma. Die wird euch zwar kaum wiedererkennen, hat aber sicher nichts dagegen,
dass ihr euch ihren alten Plattenspieler ausleiht. Und wenn euer ungefähr
15-jährige Cousin grade da ist, könnt ihr den auch gleich mitnehmen.
Jetzt fahrt ihr zur Kleiderkammer vom Roten Kreuz und sucht dort die weiteste
und unförmigste Hose aus, die ihr finden könnt (3 €). Die
muss der Cousin jetzt anziehen. Und jetzt nennt er sich nicht mehr Erik
Schneider, sondern DJ Fat. Zum Beispiel. Dann stellt er sich hinter den
Plattenspieler, wo grade die "Vier Jahreszeiten" laufen, und
hält mit den Fingern die Platte an oder dreht an der laufenden Platte
herum. Damit wird die Platte nicht nur ruiniert, sondern auch verkratzt.
(Fachbegriff: Scratching)
Jetzt ist eure große Stunde gekommen. Ihr müsst jetzt nur noch
derbe Lyrics zu den fetten Beats vom Plattenspieler singen. Dazu geht
ihr wie folgt vor:
Ihr wählt einfach aus dem reichen Fundus von Rapper-Vokabular ein
paar Phrasen aus.
Rapper-Vokabular:
- Ah - shake it out.
- Yeah - West Coast.
- Baby, come on.
Diese tiefgründigen Songtexte kombiniert ihr einfach nach Lust und
Laune.
Euren fertigen Song nehmt ihr dann mit Hilfe eines handelsüblichen
Kassettenrecorders auf eine Musik-Kassette auf. Das Band schickt ihr dann
angesagten Rap-Produzenten, zum Beispiel Ralph Siegel oder Dieter Bohlen
zu.
Natürlich schreibt ihr auch gleich euren neuen Künstlernamen
drauf: zum Beispiel Mr. Cool oder MC BaggyZZ.
3. Tag: Video
Jetzt, wo euer Song fertig
ist, müsst ihr euch dringend um ein passendes Musikvideo kümmern.
Dazu müsst ihr noch verschiedene Dinge organisieren.
- Eine Videokamera (1500 €)
- Fünf Flaschen Champagner (250 €)
- Einen Chauffeur (pro Tag 200 €)
- Drei Stripperinnen (pro Tag 1500 €)
Jetzt kann's losgehen: Ihr setzt euch hinten in die S-Klasse, der Chauffeur
steigt vorne ein, die Stripperinnen zu euch nach hinten. Jetzt lasst ihr
euch von den Stripperinnen Champagner einschenken.
Eurer Cousin filmt das Ganze mit der Videokamera. Jetzt schließt
ihr das Kassettendeck an den Videorecorder an und mischt euren Rap-Song
dazu. Das fertige Band überspielt ihr dann mit Hilfe eines zweiten
Videorecorders (ebenfalls von Oma geliehen) auf vier Leerkassetten. Die
schickt ihr dann an Viva, Viva Plus, MTV und MTV 2.
Tag 4: Geh auf's Ganze!
Schaltet nach dem Aufstehen
sofort Viva an: Wenn ihr alles richtig gemacht habt, läuft eurer
Video dort jetzt ununterbrochen. Und vergesst nicht in den Briefkasten
zu gucken: hier müssten sich mittlerweile die Verträge von Plattenfirmen
häufen.
Wenn dies nicht der Fall ist, könnte das folgenden Grund haben: ihr
habt nicht das richtige Image in der Hip-Hop-Szene, ihr seid nicht authentisch,
nicht real. Deshalb sollte ihr unbedingt was für eurer Image tun:
- Liefert euch in einem Nachtclub eine Schießerei mit der Polizei
(wie Puff Daddy).
- Brecht Stefan Raab das Nasenbein (wie Moses Pelham).
Tag 5: Alles oder nichts
Für den fünften Tag
gibt es zwei Alternativen: entweder ihr seid ein steinreicher Multimillionär
und euer Song steht auf Platz 1 der Single-Charts oder ihr sitzt für
die nächsten drei Jahre im Knast und eure Kassette liegt in Dieter
Bohlens Mülleimer.
Aber wie heißt es doch so schön: No risk - no fun!
© ASG-Aktuell 2002
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