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In unserer Lästerecke
wird nicht um den heißen Brei herumgeredet, sondern Klartext. Wir
lassen Missstände nicht Missstände sein; wir decken sie auf.
Exklusiv für ASG-Aktuell schreibt unsere Redaktion ihre Meinung zu
aktuellen Themen. Außerdem möchten wir den Verantwortlichen
Denkanstöße geben.
Unser schönes Schulhaus
ist seit jeher bei uns allen beliebt und bekannt. Vor allem die Möblierung.
Dieses Pseudo-Puppenstuben-Mobiliar mag für 10-jährige Fünftklässler
ja noch angehen, für Zeitgenossen über 170cm ist es jedoch schlicht
und einfach eine Zumutung. Übrigens hat man ja großzügigerweise
den 300er Klassenzimmern im letzten Schuljahr neue Stühle spendiert.
Sinnigerweise passt davon lediglich einer unter die alten Tische, da für
zwei die Tische nicht breit genug sind.
Dieses Problem gibt es in den Fachräumen zum Glück nicht: Die
fest installierten Tische sind dermaßen winzig, dass mir das gleichzeitige
Ablegen von Erdkundebuch, Atlas, Ordner, Block und Mäppchen erst
mal einer vormachen soll. Ein solches Genie habe ich jedoch in meinen
Jahren am ASG (und das sind nicht wenige) noch nicht gefunden.
Wer immer dieses Mobiliar angeschafft hat, er litt entweder unter Hirnstörungen
oder er hatte einfach noch nicht gemerkt, dass die Menschheit seit Neandertalers
Zeiten größer geworden ist.
Ein anderes Thema: Die Toiletten an unserer Schule. Kaum zu glauben, dass
wir uns in einer Oberschule in einem der reichsten Länder der Erde
befinden: Hier sieht es aus wie in der seligen Sowjetunion. Seife gibt
es in der Regel keine, die Handtuchautomaten sind meistens leer und die
Spiegel, nun ja, die Spiegel sind einfach abmontiert worden! Einen vernünftigen
Grund hierfür gibt es nicht (zumindest kenne ich keinen). Zuerst
sah es so aus, als würden die Spiegel ausgetauscht, aber nachdem
seit Jahren immer noch keine Neuen gekommen sind, scheint das wohl erledigt.
Noch ein Thema: Die sogenannte Oberstufen"reform", die alle
jetzigen Zehner und ihre Nachfolger treffen soll. Unter "reformare"
versteht jeder, der im Lateinunterricht nicht permanent geschlafen hat,
"erneuern". Reform bedeutet folglich Erneuerung. Was Frau Schavan
hier für ein Süppchen ausgekocht hat, hat mit Erneuerung jedoch
herzlich wenig zu tun. Auf den Punkt gebracht bedeutet das: Es ist geplant,
die wirkliche Oberstufenreform, die Mitte der siebziger Jahre unter der
sozialliberalen Regierung von Willy Brandt beschlossen wurde, rückgängig
zu machen und die Verhältnisse der fünfziger Jahre wiederherzustellen:
LKs und GKs werden abgeschafft, jegliche Spezialisierungsmöglichkeit
entfällt. Stattdessen muss jeder alle Fächer in vollem Umfang
belegen; abwählen kann man nicht mehr. Alles in allem bedeutet das
eine enorme Erschwerung für die Schüler und Millioneneinsparungen
für die Regierung!
Fazit: Wenn um jeden Preis gespart werden soll, wenn politische Ziele
längst zum Kaspertheater geworden sind und wenn Dummheit nicht mehr
zu toppen ist, dann kommen solche Ideen zustande, wie die Rücknahme
einer sinnvollen Reform einer sehr auf Bildung bedachten Regierung.
© ASG-Aktuell 2001
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